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Die religiöse Prägung der Zeit im frühen Mittelalter ging neben der Kirche vor allem von Klöstern aus, da diese aufgrund ihrer starken Disziplin und Regelhaftigkeit eine gut durchdachte "zeitliche Haushaltspolitik" benötigten. Die Klöster hatten ihr eigenes Zeitsystem, die sogenannten Kolonialstunden, welche die Zeiten für das Chorgebet regelten. Innerhalb der Orden unterschieden sich die Kolonialstunden erneut, sowohl zeitlich als auch räumlich. Die Kolonialstunden basierten auf den Temporalstunden, die, wie bereits der heilige Augustinus in seinen Schriften erwähnte, den Nachteil hatten, daß die Winterstunden im Vergleich mit den Sommerstunden kürzer waren. Aus diesem Grund waren bereits sehr früh Ansätze erkennbar, das Prinzip der Temporalstunden zu durchbrechen und mit Hilfe von Wasseruhren zurechtzurücken. Hierin taten sich vor allem die Benediktiner, die als Verehrer absoluter Pünktlichkeit galten, hervor. Ihr Mönch Hildemar erklärt den starken Zusammenhang von Zeit und Lebenswelt wie folgt: "kein Gebet ist vernünftig, wenn es nicht zeitlich genau geregelt wird durch eine Klepsydra, die bei Nacht oder an einem trüben Tag die Stunden anzeigt". Und sein römischer Kollege Cassiodor setzte auf diese Äußerung noch eines drauf, indem er die Erfindung der Wasseruhr als größte Wohltat für die Menschheit erklärte. |